Papierfabrik Kriebstein AG 1946 - 1955

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Eine unvollständige Zusammenstellung über Wiederbeginn der Papierfabrik Kriebstein in Kriebethal nach der Demontage 1946.
Beachtenswert die verschiedenen Anschriften des Betriebes. Teilweise aus dem Kreisarchiv Hainichen und teilweise eigene
Aufzeichnungen werden verwendet.
15.03.1856 - 10.03.1946 - Zwischen der Pachtung der Pohl'schen Papierfabrik am 15. März 1856 und der Demontage (ab 10. März
1946) hat der Betrieb in den Betriebsteilen Kriebstein, Kriebethal und Kriebenau immerhin einen Umfang von zwei Holzschleifereien,
acht Papiermaschinen, drei Kesselhäusern, drei Dampfturbinen und zwei Wasserkraftanlagen sowie einen mehrere Hektar großen
Holzlagerplatz.
Nach der Demontage steht in Kriebethal und Umgebung bestens qualifiziertes Personal für die Herstellung von Zeitungsdruckpapier
und die Unterhaltung aller dafür benötigten Maschinen zur Verfügung. Mit der Vielzahl von Betrieben, die in der sowjetisch
besetzten Zone demontiert und ausgeraubt werden, gehen zig-tausende Arbeitsplätze verloren.
Die Gemeinde gründet ein Unternehmen, das "Aufbauwerk". Mitte 1948 muss der Kleinbetrieb schließen, die Gemeinde darf kein
Unternehmen führen und zu einer anderen Betriebsführung fehlt das Kapital. Hergestellt werden von Nasspresssteinen (zum Heizen)
über Strohschuhe, Rutenbesen bis Schulwandtafeln verschiedenartige Artikel.
In den leer stehenden Betriebsteil Kriebenau zieht 1947 die MAS ein. MAS = Maschinen-Ausleih-Station; sie soll den Bauern und
vor allem den Neubauern mit Maschinen und Rat und Tat helfen. Nicht nur das; als neuer sozialistischer Betrieb soll die MAS auch
die neue, staatlich angeordnete sozialistische Kultur auf das Land bringen. Wie das ausufern kann, wird daran deutlich:
Die Verantwortlichen stellen bei der Landesregierung den Antrag, der MAS in Kriebethal die Burg Kriebstein zu übereignen, um
diese umzubauen und zu nutzen. Glücklicherweise wird das abgelehnt. Im Sommer 1952 ist die MAS in Kriebenau noch präsent.
1947 - Ein Sägegatter steht im Bauhof und sägt im 2-Schichtbetrieb Bretter und Pfosten. Zum größten Teil als Lohnarbeit. Damals
überlebenswichtig - die Sägespäne! Die Kollegen aus der Kupferschmiede arbeiten liegengebliebenes Blechrohr in Öfen um, in
denen eben diese Späne zum Heizen in Werkstätten und anderen Räumen genutzt werden. Mindestens bis Frühjahr 1952!
Handwerker und Techniker fahren 1948 oder 1949 nach Bernsbach/Erzgebirge. Sie demontieren dort einen Spindelschleifer, der dort
irgendwie organisiert wurde. Hier wird er wieder zusammengebaut und im Werk Kriebethal schleift man wieder Holz und stellt für
die Papierindustrie Holzschliff her.
Im Sommer 1952 wird in Rauschenthal vermessen. Holzplatz und Entladebahnhof entstehen völlig neu. Ebenfalls der Holztransport
wird neu angelegt. Die Vermessung nach der Zeichnung ist das Signal zum Baubeginn.
Die Reichsbahn bringt eine neue Drehbank auf einem entsprechenden Waggon und stellt diesen an die Kopframpe des Kriebethaler
Bahnhofes. 12 Tonnen Gewicht und 9 m Gesamtlänge, Arbeitslänge zwischen den Spitzen 6,20 m.
Am 7. Januar 1953 beginnt in aller Frühe die Entladearbeit. Zuerst mit Winden auf zwei vor Ort maßgefertigte Schlitten.
Anschließend ziehen zwei Zugmaschinen die Drehbank keinen Meter. Es bleibt nichts weiter übrig; mit starken Flaschenzügen und
Rollen wird die Bank auf der Straße durch den dortigen Eingang in den Betrieb und in die Schlosserei gezogen. Am Samstag, dem
10. Januar 1953 gegen Mittag steht die Drehbank auf ihrem Fundament zum Ausrichten. Aufstellen und Montage des neuen,
20 Tonnen hebenden Überladekranes an der Laderampe Packgebäude der neuen PM 1 im Januar 1953.
Im Febr./März 1953 kommen die ersten Teile der neuen Papiermaschine aus St. Pölten mit der Bahn an. Dort, wo gegenüber der
ehemaligen Entrindung der Beerwalder Bach in die Zschopau mündet, stand eine Schneidemühle mit einer Tischlerwerkstatt. Um
1930 wird sie abgerissen. Es bleibt noch erheblicher Raum, um den Bauschutt von den angetragenen Fundamenten Schleiferei,
Dampfturbine, Papiermaschine u. a. dort dauerhaft abzulagern. Eine Holzbrücke wird über die Zschopau geschlagen und die
Kipploren mit elektrischer Seilwinde hinübergezogen.
Zur Herbstmesse in Leipzig 1953 stellt die Firma Voith, St. Pölten, Österreich, den für unsere Papiermaschine bestimmten Stoffauflauf
vor. Betriebshandwerker sind dort und unter Aufsicht eines Monteurs werden die Ausstellungsstücke auf- und wieder abgebaut und
transportfähig verpackt. (Ein Zündholztunkautomat, eine Wasserturbine, ein Turbinenregler und ein Turbogetriebe mit Differenzial zum
Antrieb für Triebwagen und Lokomotiven mit Dieselmotor sind weitere Ausstellungsstücke der Firma Voith, St. Pölten)
Um die Montagearbeiten im Kesselhaus über Winter 1953/54 zu sichern, holen Betriebshandwerker im November 1953 aus Dahlen
eine Lokomobile zum Heizen. Der Betrieb besitzt zu dieser Zeit einen 5-Tonnen-Lkw Marke MAN, welcher gerade für die Last
ausreicht. Das bisherige Kesselhaus muss für den neuen Kessel um etliche Meter erhöht werden. Mitte Dezember 1953 ist für diese
Erweiterung Hebefest.
Winter/Frühjahr 1954 werden von einer Dresdner Firma die Hallenkräne einschließlich der zugehörigen Kranbahn montiert.
(Papiermaschinenhalle 2 Kräne, Motorenhalle, Dampfturbine und Schlosserei je 1 Kran; jeder Kran mit 2 Laufkatzen). Anschließend
hebt der gleiche Betrieb die Brücke für die Ascheleitung auf ihre inzwischen errichteten Fundamente in der Zschopau. Autokräne
sind unbekannt. Alles wird mit Seilwinden, Kurbel und Muskelkraft an Ort und Stelle gehoben.
Am 9. Mai 1954 beginnt die Montage der Papiermaschine; ein Obermonteur und vier Monteure der Firma Voith St. Pölten.
Arbeitszeit montags bis freitags 6 - 18 Uhr, sonnabends 6 - 17 Uhr und sonntags 6 - 12 Uhr.

Quelle: März 2006 Kriebsteiner Gemeindebote, Günter Möbius- Ortschronist

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