Die Kriebethaler Schule
Die Kriebethaler Schule
Offensichtlich nimmt der Bau einer Schule in Kriebethal im September/ Oktober 1889 konkrete Form an. Der Bauherr und Stifter einer
neuen Schule, Herr Albert Niethammer, baute auf von ihm gekauftem Land an der Grenze zu der dem Rittergut Ehrenberg gehörenden
"Kriebethaler Wiese".
Zu jeder Schule ist ein Schulvorstand nötig und in einem solchen muß ein kirchlicher Würdenträger verankert sein. Für den Kriebethaler
Schulvorstand ist es der Waldheimer Diakonus Chr. A. Nicolai.
Die Kriebethaler schulpflichtigen Kinder sind in der Ehrenberger Schule eingeschult und müssen den einzigen Weg nach Ehrenberg
über den Seidel benutzen.
Die bisher älteste Akte zur Kriebethaler Schule datiert auf dem 16. Oktober 1889 von der Königlichen Bezirksschulinspektion Döbeln
an den Gemeinderat zu Kriebethal:
"Dafern sich der Schulvorstand bereits constituiert haben sollte, hat
dieser den gedachten Beschluß zu fassen und ... (Errichten einer
Lehrerstelle...) 19. Oktober 1889 wird bei der Schulvorstandssitzung Herr Diakonus
Nicolai, Waldheim, zum Vorschlag gebracht. Herr Diak. Nicolai
nimmt das Amt an. Sein Stellvertreter wird der Kriebethaler Gemeindevorstand,
Herr Wilhelm Fröhlich."
13. Nov. 1889 bestätigt das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht in Dresden:
"Die Errichtung einer ständigen Lehrerstelle
an der neugegründeten Schule zu Kriebethal mit jährlich 840 Mark
Gehalt und freier Wohnung und den 2. Lehrer in Ehrenberg, Gustav
Albert Kutzler, für beregte Stelle zu bestätigen beschlossen."
31. Jan 1890 treffen sich die Schulvorstände Ehrenberg und Kriebethal zur Trennung des hiesigen Schulkassenverbandes und Prüfung
der Schulkassenrechnungen. Nach einigem hin und her muß Kriebethal 3.536 Mark 85 Pfennige an Schulden übernehmen.
Am 15. April 1890 schreibt die Bezirksschulinspektion an den Schulvorstand zu Kriebethal, daß 1890 und 1891 zu den Schuleinkommen der
Lehrer an den einfachen Volksschulen ... für jede ständige Lehrerstelle ..., und für jede Hilfslehrerstelle Beihilfe gezahlt wird.
Die Bewilligung dieser Staatsbeihilfe davon abhängt, daß das jährliche Schulgeld jedes schulpflichtigen Kindes den Durchschnittssatz
von 5 Mark jährlich nicht übersteigt. Die Schulgemeinden... die Schulgeldsätze nach den Vermögens-, Familien- sowie sonstigen Verhältnissen
der Beitragspflichtigen abzustufen.
Bei der Schulvorstandssitzung am 1. Mai 1890 wird festgelegt:
- Das Schulgeld mit monatlich 40 Pfennige zu erheben, sodaß der Gesamtbetrag jährlich 4 Mark 80 Pfennige beträgt.
- Bei der Einweihung der neuen Schule soll den Kindern eine Festlichkeit geboten werden.
Für das Kassieren des Schulgeldes wird vom Schulausschuß extra eine Vertrauensperson eingesetzt und vom Gemeinderat bestätigt.
(Bis etwa um 1870/75 werden Schulgeldkassierer in Ehrenberg und Kriebethal von den "Einsiedelschen Gerichten zu Ehrenberg" mit
einem "Führungszeugnis" versehen und erst danach dürfen sie Schulgeld kassieren.)
Einweihung der Kriebethaler Schule am 23.06. 1890
Zu bemerken sei hier: Die Einschulung der Schüler erfolgt jedes Jahr zu Ostern. Die Ausschulung findet jährlich am Palmsonntag -
eine Woche vor Ostern - statt. Der Palmsonntag ist auch Tag der Konfirmation.
Hilfslehrer notwendig machen..., daß bis Ostern 1894 das Dreiklassensystem fortbesteht. ... die Schülerzahl, welche 1894 auf wenigstens
160 steigen wird, daß mit genannten Zeitpunkt Ostern 1894 das Vierklassensystem eingeführt wird. 2. April 1894 früh 8 Uhr versammeln
sich im neuen freundlichen Klassenzimmer Herr Geheime Kommerzienrat Albert Niethammer, Kriebstein; Herr Diakonus Nicolai, Waldheim,
als Ortsschulinspektor; der gesamte Gemeinderat, inbegriffen der Schulvorstand sowie weitere Bürger und Schulkinder zu.
Weihe des Schulhausanbaus.
Gemeindevorstand Fröhlich, als Vertreter der Gemeinde, nimmt Gelegenheit, den edlen Schenkgeber des Schulhausanbaues den
Dank der Gemeinde in treffenden Worten auszusprechen.
Im Jahre 1894 wird der Haushaltplan der Schulkasse zu Kriebethal unterschrieben mit: Schulvorstand Kriebethal,
Diacon Nicolai, Vorsitzender; 1895 mit der Schulvorstand, Wilhelm Fröhlich; Februar 1895 muß Diacon Nicolai wegen seiner Berufung als Pfarrer
nach Geyer den Vorsitz des Schulvorstandes niederlegen. Vorsitzender wird bis auf weiteres Gemeindevorstand Wilhelm Fröhlich.
September 1896 findet ein Schulfest statt.
Herr Niethammer übernimmt die Reparaturkosten im Schulhaus in Höhe von 538 Mark 56 Pfennig. In einer Schulstube zeigt sich
Hausschwamm.
Kriebstein, den 8. Dezember 1896 schreibt der Fabrikdirektor Paul Riecke an den Diaconus Schäfer u.a. "Auf die Anfrage, die
Gründung einer Schulbibliothek betreffend, teile ich Ihnen mit, daß einige Kriebethaler und Ehrenberger Schulkinder sich regelmäßig
Bücher in unserer Fabrikbibliothek ausleihen. Als Schulbibliothek wird diese 1897 gegründet. Sie gehört der Schulgemeinde zu Kriebethal.
Leihgebühren wöchentlich 1 Pfennig. In Kriebethal wird sie bis 1995 als Schulbibliothek, Gemeindebibliothek, Volksbücherei und Werksbücherei geführt.
Februar 1898 schreibt der Schulvorstand Kriebethal an die Bezirksschuldirektion zu Döbeln: "... des mangels einer eigenen Schulbibliothek
bewußt wurden, haben wir voriges Jahr (1897) einen kleinen Anfang einer Büchersammlung gemacht..., sind leider nicht im
Stande, für 1898 mehr als 5 Mark für die Schulbibliothek zu bewilligen..."
Antwort: Staatsmittel gibt es nur für Volksbibliotheken. Für eine Volksbibliothek ist der Ort zu klein.
November 1897 bittet der Vorstand des hiesigen Turnvereines, die Schulknaben im Turnen unterrichten zu dürfen. Dem wird von Seiten des
Schulvorstandes stattgegeben. Leider kann nicht ermittelt werden, wo die Schulknaben turnen dürfen. Turnhalle und Turnplatz werden
erst 30 Jahre später gebaut und der Turnverein turnt in einem Kriebethaler Fabrikgebäude.
Im Sept. 1900 legt der Vorsitzende des Kriebethaler Schulvorstandes, Herr Diakonus Schäfer, Waldheim; sein Amt
nieder, um als Missionar nach Vorderindien zu gehen. Schon im November 1900 kann Herr Diakonus Würffel als neuer Ortsschulinspektor
eingeführt werden.
November 1902 - Den Beschluß des Königlichen Bezirksschulinspektors, Herrn Schulrat Mushacke, Döbeln, das Verbot der Beteiligung des
Hilfslehrers Herrn Andrä als Violinist bei öffentlichen Tanzmusikern betreffend, wird dem Vorsitzenden des Schulvorstandes mitgeteilt.
Im Jahre 1903 wird das Wasser im extra für die Schule angelegten Brunnen als Trinkwasser ungenießbar und der Verbrauch untersagt.
Die Gemeinde verhandelt nun mit den Besitzern der Wasserrechte aus der Bornbergquelle. Sie erklären sich bereit, das Überlaufwasser
an das Schulgrundstück abzugeben. Auch der Rittergutsbesitzer Herr Kammerherr Sahrer von Sahr zu Ehrenbrg, der Besitzer der Quelle,
hat keine Einwände, solange für ihn damit keine Kosten verbunden sind und die Schulgemeinde einen moderaten Wasserzins zahlt.
(Bornberg ist der Berg zwischen Greifsbach und dem Weg zum Seidel.)
Döbeln, den 13. Apr. 1903 - Nach Angaben der neuesten Schulstatistik werden in der Schule zu Kriebethal 171 Kinder unterrichtet. Da
diese Zahl die Notwendigkeit einer zweiten ständigen Lehrkraft bewirkt, so wird ... über die Umwandlung der dortigen Hilfslehrerstelle
in eine ständige Lehrerstelle... und mit welchen Einkommen die neue Stelle ausgestattet werden soll.
Die Königliche Bezirksschulinspektion
1904 - Der Ankauf und der Umgang mit zwei Immobilien inklusive Grundstück zum Bau der Dampfschleiferei Kriebenau durch Herrn
Niethammer ist wohl nicht ganz so fair verlaufen. Einer der Betroffenen, der langjährige Gemeindevorstand Wilhelm Fröhlich, verläßt
darauf hin aus Protest mit seiner Frau sofort Kriebethal. Bei ihrem Weggang haben beide der Schulbibliothek 25 Mark gestiftet. Der
Schulvorstand beschließt, die Stiftung anzunehmen. Neuer Gemeindevorstand wird Clemens Barthel. Vorsitzender des Schulvorstandes
ist Herr Emil Steinbach. Sein Stellvertreter Herr Pastor Würffel, Waldheim, als Ortsschulinspektor.
Im Aug. 1907 wird dem Schulvorstand zu Kriebethal mitgeteilt, daß die Hilfslehrerstelle "in eine ständige, mit 1.200 Mark Jahresgehalt
und Amtswohnung auszustattende Lehrerstelle" genehmigt ist.
Die Schulen bestimmen selbst, zu welcher Zeit sie Schulferien ansetzen. Nur die Dauer wird vorgegeben.
1909 - Die festgelegten 5 wöchigen Ferien werden wie folgt verteilt:
Sommerferien - vom 25. Juli bis 14. August, dagegen Herbstferien vom 26. September bis 13. Oktober
1910 wird die Schülerzahl an der Volksschule zu Kriebethal mit 204Kindern angegeben. Ab Ostern 1912 ist der Turnunterricht mit 4
Wochenstunden zu erteilen.
1913 Vorsitzender des Schulvorstandes Bäckermeister Robert Rendler. Neues Mitglied im Schulvorstand, erstmals ein Beamter der
Firma K & N, Herr Johannes Brückner, seines Zeichens Prokurist.
1914 wird Herr Brückner Stellvertretender Vorsitzender. Für den im Juni 1913 stattfindenden Schulausflug bewilligt der
Schulvorstand vorläufig 16 Mark. Ausflugsroute: Kriebethal- Waldheim Bahnhof- Zug bis Ottendorf- Wanderung Ottendorf-
Krumbach- Frankenberg- Niederlichtenau- Oberlichtenau Bahnhof- Zug bis Waldheim Bahnhof- Kriebethal. Es ist nicht ausgewiesen,
wieviel Kinder und Erwachsene beteiligt sind.
Im September 1915 beschließen Gemeinderat und Schulvorstand, die Wasserleitung und elektrische Lichtleitung in das Schulgrundstück
einbauen zu lassen. (Im Sommer 1916 wird die Trinkwasserleitung für Kriebethal eingeweiht. Dreiviertel der Wohnungen im Ort gehören der Firma.
So versorgt sie den ganzen Ort mit Strom- damals mit Gleichstrom.
Mai 1916 I. ... Der Turnplatz bleibt der Platz hinter dem Kindergarten - heute Gemeindeverwaltung - unter Benutzung der Halle zum
Geräteturnen. (Die Halle zum Geräteturnen beschränkt sich auf einen Teil eines Materialschuppens, dort wo heute seit 1919 das Schweizerhaus
steht. Heute Feuerwehr, Bauhof und WEPA-Verwaltung.)
(Zu Turnfesten, Schauturnen, Turnübungen und Turnvergnügen wird bis 1927 die Wiese am Kindergarten genutzt.)
Der anfänglichen Begeisterung, in einen Krieg ziehen zu dürfen, ist in der Heimat und an der Front - Ost und West - einer deutlichen
Ernüchterung gewichen. In der Heimat macht sich der Hunger breit. Jung und Alt hungert.
Auszüge .Ortschronik Kriebethal - Die Schule
Die Gemeinde besitzt 1918 kein eigenes Land. Grund und Boden teilen sich private Grundstücksbesitzer, Herr Konrad Niethammer
und Herr Rittergutsbesitzer Sahrer von Sahr zu Ehrenberg. So ist es zu dieser Zeit nicht möglich, die Kriebethaler Schule zu erweitern.
Die Schüler werden nach wie vor in zwei Klassenzimmern unterrichtet. Im Sept. 1919 wird Herr Brückner - Prokurist bei Kübler &
Niethammer - Vorsitzender des Schulausschusses. Ende 1929 tritt Herr Brückner von seinem Vorsitz zurück.
Die sächsischen Rittergüter müssen sich ab 1919 einer politischen Gemeinde anschließen. Für das Rittergut Kriebstein wohin? Zur
Gemeinde Beerwalde - das Rittergut gehört seit altersher zur Gemarkung Beerwalde und die Schäferei Kriebstein liegt in der Gemeinde
Beerwalde.
Kriebethal erhebt Anspruch auf die Eingemeindung des Rittergutes und will es danach aufteilen. Die Gemeinde möchte Land für die
Wohnbebauung gewinnen. Dazu macht sich der Schulvorstand stark, auch der Gemeinderat bläst in dieses Horn. Der Rittergutsbesitzer
Herr von Arnim entscheidet sich für die politische Gemeinde Höfchen.
Daraufhin untersagt der Schulvorstand Kriebethal den Schulkindern des Rittergutsbezirkes Kriebstein eine weitere Teilnahme am Unterricht
in der Kriebethaler Schule. (Erneut müssen diese wieder den weiten Schulweg in die Schule Beerwalde antreten.)
Zu einer Verfügung des Bezirksschulamtes, die Kinder des Rittergutsbezirkes Kriebstein in die Kriebethaler Schule einzuschulen,
geht der Schulvorstand in Widerspruch. Aus der Antwort des Bezirksschulamtes: "Was die politische Einverleibung des bisherigen
Gutsbezirkes in die Gemeinde Höfchen anbelangt, so ist dieses auf die Bildung der Schulbezirke einflusslos...." Die Drohung des
Schulvorstandes, die Kriebsteiner Kinder aus der Schule zu Kriebethal zu verweisen, wird als ungehörig zurückgewiesen. "Der Schulvorstand
ist nicht berechtigt, eine Verfügung seiner vorgesetzten Behörde gewaltsam unwirksam zu machen..."
Das Bezirksschulamt
Nun wird der Vorsitzende des Schulvorstandes den Rechtsanwalt und Justitiar der Firma in dieser Angelegenheit bemühen. Ostern
1921 will der Schulvorstand der Kriebethaler Schule die Schulkinder des ehemaligen Rittergutsbezirkes Kriebstein erneut zurückweisen.
"... so fern sie sich bei Beginn des neuen Schuljahres in der hiesigen Schule wider Erwarten einfinden sollten."
Hochachtungsvoll Der Schulvorstand zu Kriebethal Vorsitzender Brückner "Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht
... wird angeordnet, daß bis zur endgültigen Entscheidung über die Umschulung die Schulkinder der Grundstücke des Rittergutes
Kriebstein ... einstweilen die Schule zu Kriebethal weiter zu besuchen haben." Wieder gibt es einen Rekurs des Kriebethaler
Schulvorstandes. "Der Schulvorstand gibt hierzu seine Genehmigung nur unter dem Vorbehalt, daß die schwebende Angelegenheit
wegen der politischen Eingemeindung des betreffenden Ortsteiles im Sinne des Schulvorstandes eine recht baldige Erledigung findet."
Ab 1. April 1921 wird Umschulung der Schulkinder des ehemaligen Rittergutsbezirkes Kriebstein aus dem Schulbezirk Beerwalde in den
Schulbezirk Kriebethal rechtskräftig.
Doch der Versuch einer Neuordnung ist noch nicht abgeschlossen, denn Herr Konrad Niethammer kann die Amtshauptmannschaft
Döbeln von seinem Plan überzeugen. So eröffnet sie den Betreffenden, daß die Amtshauptmannschaft Döbeln beabsichtigt, die
Gemeinde Heiligenborn aufzulösen und den Gemeinden Kriebethal und Reinsdorf zuzuordnen. Die Heiligenborner Schule werde dabei
aufgelöst. Die Kinder von Gilsberg und Heiligenborn sollen in der Schule zu Reinsdorf, die Kinder von Neuschönberg und Rauschenthal
in der Schule zu Kriebethal eingeschult werden.
(Das Schulhaus steht neben der Reinsdorfer Kirche, auch ein weiter Schulweg für Heiligenborner Kinder. In Neuschönberg und
Rauschenthal sind davon 75% der Immobilien samt Grund und Boden in der Hand des Herrn Konrad Niethammer.) Die drei beteiligten
Gemeinde Heiligenborn, Reinsdorf lehnen dieses Ansinnen vehement ab.
1920: Die Bibliotheksrechnungen der Gemeinde- und Schulbücherei Kriebethal von 1916 - 1919 sind im Januar 1925 für richtig befunden
worden. Außerdem soll, wenn der Klassenraum zureicht, solcher der Volkshochschule für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden.
"Hierauf geht man zur Beratung des Haushaltsplanes für das Rechnungsjahr 1. April 1920 bis 31. März 1921 über." Der mutmaßliche
Bedarf beträgt 54.620 Mark, dem Deckungsmittel nicht gegenüber stehen.
Mit Erteilung des Turnunterrichtes an die Fortbildungsschüler beauftragt man ab 1. Jan. 1920 den Allgemeinen Turnverein Kriebethal.
Bei der Sitzung des Schulvorstandes am 19. Juli 1920 wird festgelegt:
"Die Sommerferien sollen am 25. Juli beginnen und dauern 3
Wochen. Die Herbstferien beginnen am 3. Okt. und dauern bis mit
20. Okt. 1920.
Am 13. Juli 1920 sind alle Kinder der Schule Kriebethal gemessen und gewogen worden. Ergebnis: Die meisten Kinder sind unterernährt.
Am 14. Juli 1920 wird Herr Dr. Mohr alle Kinder medizinisch untersuchen.
Der Vorsitzende des Schulvorstandes referiert über 8 "Beurlaubung von Schulkindern und Fortbildungsschülern zu landwirtschaftlichen
Arbeiten."
Mit Beginn des Schuljahres 1921/22 wird der Stenographie-Unterricht in der Mädchenfortbildungsklasse eingeführt.
In einem Schreiben des Schulvorstandes Kriebethal vom 31. Januar 1921 an die Amtshauptmannschaft Döbeln stellt dieser den Antrag
auf Enteignung der benötigten Flächen für eine Schulhausanbau aus dem Grundstück des Rittergutes Ehrenberg in Kriebethal. Begründung
u.a.: Die Schülerzahl beträgt z.Z. 209 Kinder; das Gesamtgrundstück beträgt 840 qm (m ), wovon das jetzige Schulgebäude
235 qm an Gebäudefläche ausweist; ein Anbau an das vorhandene Schulgebäude ist nur nach Norden möglich. Die Gemeinde Kriebethal
hat auf ihre Bitte um käufliche Überlassung eines Flurstückes von Herrn Sahrer von Sahr zu Ehrenberg eine ablehnende Antwort
erhalten. Es bleibt ... an die Amtshauptmannschaft Döbeln die dringende Bitte zu richten, zum Erlangen des fraglichen Grundstückes
das Enteignungsverfahren einleiten zu wollen. Im Juli 1921 ist der Kaufvertrag zwischen Herrn Sahrer von Sahr zu Ehrenberg und dem
Schulvorstand Kriebethal, das Grundstücke für den Schulhausanbau betr. festgelegt. Größe 1.700 qm; der Kaufpreis
für die Gemeinde 7.500 Mark.
13. Okt. 1921 Auflösung der Schulgemeinde und Übergabe an den Gemeinderat (Dieses bedeutet nicht die Auflösung des Schulausschusses
bzw. des Schulvorstandes).
Ab 1. Aug. 1921 wird an der Volksschule zu Kriebethal Mädchenturnen eingeführt. Noch im Mai 1921 hat man wegen verschiedener
Bedenken - u.a. Turnbekleidung - hiervon Abstand genommen. Es ist Inflationszeit: Dem Allgemeinen Turnverein Kriebethal sollen für
Turnunterrichte im abgelaufenen Jahr 1923 "300 Millionen Mark" gezahlt werden, die Genehmigung des Gemeinderates vorausgesetzt.
Am Montag, dem 15. März 1926 lädt der Bauherr des Schulhausanbaues- die Gemeine Kriebethal - zum Hebefest ein.
Mit "Kriebethal, dem 21. Aug. 1926" beabsichtigt die Gemeinde Kriebethal nicht, das Beihilfe- und Darlehnsangebot zum Schulerweiterungbau
vorm Ministerium für Volksbildung Dresden, in Anspruch zu nehmen.
Für Sonntag, dem 17. Okt. 1926, 2 Uhr nachmittags, wird von der Gemeinde Kriebethal zur Weihefeier des
neuen Schulanbaues eingeladen.
Der Schulanbau enthält: Im Keller eine Warmwasserheizung. Im Erdgeschoss 3 Lehrerzimmer, Garderobe für Knaben und Mädchen,
1 Flur und eine Klosettanlage für Mädchen neu gebaut. Im Obergeschoss 2 Wohnungen für 1 Lehrer und eine Hausmannswohnung.
Im Dachgeschoss mehrere Zimmer für unverheiratete 2 Lehrer.
Die Gemeinde beschafft für die Schule zu Kriebethal:
- Eine Reichsflagge, schwarz-rot-gelb, mit Querstab, bronzierten Knöpfen, Quasten und Schnüre.
- Eine Landesflagge, weiß-grün, mit Querstab, bronzenen Knöpfen, Quasten und Schnüre.
Im Oktober 1926 besuchen 145 Kinder die Volksschule zu Kriebethal. Das Obergeschoss wird später als Hausmannswohnung ausgebaut.
Ab Schuljahr 1928/29 arbeitet der Lehrer Herr Junghanß als Schulleiter an der Kriebethaler Schule. Das Angebot des "Freien Wassersportverein"
in Waldheim, Schwimmunterricht für Schüler der Volksschule Kriebethal von Ende Mai bis Ende August zu erteilen, wird vom Schulvorstand angenommen.
Für die Benutzung des Bades wird jährlich 46 Mark gefordert.
Im Januar 1931 wird Herr Erich Müller (SPD), Schlosser bei der Firma Kübler & Niethammer, Vorsitzender des Schulvorstandes.
Im Mai 1933 verwalten nur noch Parteigenossen der NSDAP den Schulvorstand. (Erich Müller und der bis 1933 tätige Bürgermeister Otto Prötzsch (SPD)
werden von den Nationalsozialisten einige Zeit in Schutzhaft genommen. Das Gleiche noch einmal nach dem Attentat auf Hitler 1944.
Trotzdem arbeiten sie weiterhin bei der Fa. K&N).
Ab 28.07.1933 wird die Einführung des Hitler-Grußes an den deutschen Schulen per Verordnung eingeführt. Dieses gilt in der Schule, sowie gegenüber
den Lehrern auf der Straße. Ein von der Lehrerschaft gestiftetes Hitler-Porträt wird 1933 im Schulhaus angebracht.
Die Schulferien 1934:
Ostern vom 24. März bis mit 7. April
Pfingsten vom 19. Mai bis mit ... Mai
Sommer vom 17. Juli bis mit 18. August
Herbst vom 7. Oktober bis mit 20. Oktober
Weihnachten vom 22. Dezember bis mit 5. Januar
Januar 1935: Bei den Sitzungen des Schulausschusses führt der Bürgermeister den Vorsitz. Er ist alleiniger Entscheidungsträger. Das
Bezirksschulamt wird die neuen Schulbeiräte auf Vorschlag des Bürgermeisters - mit Aushändigen einer Berufungsurkunde -
berufen. Neu ist ein Vertreter der HJ (Hitlerjugend) im Schulausschuss.
Ab 1937 ist der Lehrer Herr Carl Höfer ständiger Lehrer an der Volksschule zu Kriebethal. Carl Höfer wird später zur Wehrmacht
gezogen und kommt aus dem Nordafrika-Feldzug des II. Weltkrieges nicht zurück.
Das Ministerium für Volksbildung gibt in einem Rundschreiben im Mai 1938 bekannt: "... Schulräume sind deshalb für kirchliche
Veranstaltungen grundsätzlich nicht zur Verfügung zu stellen."
Ein Schreiben des Bezirksschulrates zu Döbeln verlangt im November 1938, daß sofort ein Schulgarten anzulegen ist. Damit wird Lehrer
Breitfeld für eine jährliche Entschädigung von 25 Reichsmark beauftragt.
In den Haushaltsplänen der Kriebethaler Schule der Rechnungsjahre 1937/38 und 1938/39 werdenEinwohnerzahl und Gemeindegröße
angegeben. z.B. Rechnungsjahr 01.04.1937 - 31.03.1938: die Einwohnerzahl beträgt 1118 und der Gemeindeflur erstreckt sich
über 45,45 ha Gesamtfläche.
Am 1. Sept. 1939 beginnt der II. Weltkrieg. Im Dezember 1940/ Januar 1941 gibt es Einschränkungen des Unterrichtes. Sehr, sehr viel
Schnee und überdurchschnittlich tiefe Temperatur zeichnen diesen Winter aus. Die Schule bekommt nur mit großen Schwierigkeiten benötigte Kohle.
Das Schuljahr 1941/42: Als zu Ostern 1940 der Jahrgang 1934 eingeschult wird, lernen die Erstklässler die deutsche Schrift schreiben
und lesen. Am 1. September 1941 wird mit Verfügung des NS-Regierung ein Schlußstrich unter die jahrhundertlang geschriebene
deutsche Schrift gezogen. Zukünftig darf nur die latainische Druck- und Schreibschrift Verwendung finden. So müssen diese Schüler im
2. Schuljahr da ABC noch einmal lesen und schreiben lernen.
Da beide Lehrer 1942 zu der nächtlichen Landwehr herangezogen werden, fallen am nächsten Tag Unterrichtsstunden aus. Beide
Lehrer protestieren beim Bürgermeister, welcher für die Durchführung der Landwehr zuständig ist, jedoch mit wenig Erfolg.
(Zur Landwehr sind Männer der Gemeinde verpflichtet. Sie sind des Nachts im festgelegten Gemeindegebiet unterwegs, um eventuell
entflohene Kriegsgefangene oder ausländische Zivilarbeiter dingfest zu machen.) In den Herbstferien 1941 sind 25 Kinder freiwillig im
Ernteeinsatz beim Kartoffel lesen. Je Kind 10 Stunden. Es ist nicht nur freiwilliges Sammeln, die Schule steht mit gewisser Pflichterfüllung
dahinter.
Für den "Endsieg" werden gesammelt:
Knochen, Tuben, Papier, Lumpen, Eisen, Buntmetall.
Weiterhin werden gesammelt: Flaschen, Schallplatten, Wintersachen im WHW
und Altkleider. (WHW = WinterHilfsWerk)
Für das Schuljahr 1941/42 ist der Stundenausfall durch Fliegeralarm angegeben: Durch Alarm in drei Nächten fallen insgesamt 10 Unterrichtsstunden
aus. (In den Jahren 1944 und bis Ende April 1945 werden mehr Stunden ausfallen. Manchmal wird des nachts, oder auch am Tage, zweimal
Fliegeralarm ausgelöst.)
Schuljahr 1943/44: In diesem Schuljahr verschärft sich die Lage an der Schule zu Kriebethal durch Gastkinder. (Das sind Kinder aus
verschiedenen deutschen Gebieten, welche stark unter Luftangriffen zu leiden haben.) Die Zahl der Gastkinder steigt im Laufe des Schuljahres
auf 33, sie können noch auf die entsprechenden Klassen verteilt werden. Die Anfang Mai 1943 eingetroffenen Kinder aus
Leipzig - zweites Schuljahr - müssen in einer separaten Klasse untergebracht werden.
Angegeben wird im Schuljahr 1943/44 der Gesamtverlust an Schulstunden:
In 42 Schulwochen
- in Klasse I (1. + 2. Schuljahr) 18 Std.
- in Klasse II (3. + 4. Schuljahr) 109 Std.
- in Klasse III (5. + 6. Schuljahr) 171 Std.
- in Klasse IV (7. + 8. Schuljahr) 255 Std.
Auch die irgendwann eingerichtete Schulsparkasse ist 1944 noch tätig. Schüler sparen ihr Geld hier.
In den Schulferien des Schuljahres 1943/44 sind die Lehrer besonderen Erfordernissen ausgesetzt. Genannt "Kriegseinsatz der Lehrer".
Auswahl: Büchersammlung für die Wehrmacht. NSDAP-Kursus in Pirna, Luftschutzkurs in Waldheim, Schulleitergeschäfte, Arbeit in
der NSDAP-Ortsgruppe zu Aufräumungsarbeiten in Leipzig, Spinnstoffsammlung, Altstoffsammlung, NSV-Kursus in Heidelberg
u.a.m.
In diesem Schuljahr werden Unterrichtsmittel beschafft und für die Bücherei Bücher.
Das Schuljahr 1944/45: Am 22.11.1944 wird der Schulleiter und Lehrer an der Schule zu Kriebethal, Herr W. Junghanß, zum Heeresdienst
eingezogen. Ein anderer Lehrer und Schulleiter kommt an die Kriebethaler Schule, Herr Otto Lorbiecki. Ein Lehrer, welcher bis
zum letzten Tag in straffer SS-Uniform Unterricht gibt. Am 14.06.1945 wird er verhaftet. Herr Lehrer Robert Breitfeld ist ab den
Weihnachtsferien 1944 wegen Krankheit beurlaubt. Im Frühjahr 1945 richtet man in der Kriebethaler Schule ein Lazarett
ein. Die Schule muss so gut es geht in den Kindergarten umziehen. Im unteren Raum der Garderobe findet der Unterricht statt. (Der Kindergarten
ist dort, wo sich heute die Gemeindeverwaltung befindet.)
Am 8. Mai 1945 ist der II. Weltkrieg beendet. (Nach rund 2125 Tagen.)